Giftige Wolken über dem Rhein

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Aufdeckung unter Gefahr

Lena lief, bis ihre Beine brannten. Erst als sie sicher war, dass die Scheinwerfer verschwunden waren, zog sie das Notizbuch unter ihrer Jacke hervor. Schenk hatte nicht übertrieben: Diagramme, Messwerte, interne E-Mails – genug, um jeden Verantwortlichen in Erklärungsnot zu bringen.

Doch was tun? Allein würde sie damit kaum etwas erreichen. Sie erinnerte sich an Tim Berger, einen jungen Lokaljournalisten, den sie aus einem Schulprojekt kannte. Noch in derselben Nacht schickte sie ihm ein Foto einer Seite aus dem Notizbuch. Seine Antwort kam sofort: „Das ist riesig. Wir müssen das aufnehmen.“

Kurz nach Mitternacht trafen sie sich in einem Café am Paradeplatz, das rund um die Uhr geöffnet war. Tim brachte eine kleine Kamera und ein Richtmikrofon mit. Schenk war ebenfalls da – nervös, aber entschlossen. Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan: Sie würden direkt am Werkstor filmen, wo die Tanks nachts in den Rhein entleert wurden.

Gegen zwei Uhr morgens schlichen sie über eine Böschung in Sichtweite der Anlage. Der rheinseitige Zaun war von Sträuchern überwuchert – perfekt für ihre Kamera. Lena hielt die Luft an, als ein Tankwagen rückwärts an eine Leitung fuhr. Ein Arbeiter öffnete ein Ventil, und eine trübe Flüssigkeit floss in den Fluss.

„Das ist es“, flüsterte Tim. Die Kamera summte leise.

Doch plötzlich brach hinter ihnen ein Zweig. Zwei Taschenlampenstrahlen zuckten durch die Dunkelheit. Die Männer in Warnwesten.
„Da! Schnappt sie!“

Adrenalin schoss durch Lenas Adern. Sie rannte los, Tim direkt hinter ihr, Schenk keuchend weiter hinten. Zwischen Containern und Lagerhallen jagten sie durch die Nacht. Einmal rutschte Lena auf nassem Beton aus, fing sich gerade noch – dann schossen sie auf die Hauptstraße, wo ein einzelner Nachtbus an einer Haltestelle wartete.

Sie sprangen hinein, die Tür schloss sich, die Männer blieben wütend zurück. Tim grinste atemlos. „Alles auf Band.“

Am Morgen ging das Video online. Innerhalb von Stunden teilten es Tausende, die Lokalnachrichten berichteten, und noch am selben Abend kündigte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen an. Die RheinChem AG musste Stellung nehmen.

Lena stand am Rheinufer, als die Sonne zwischen den Schornsteinen aufging. Das Wasser glitzerte friedlich, als wäre nie etwas geschehen.
Doch sie wusste es besser – und sie wusste auch: Manchmal reicht eine neugierige Schülerin, um eine ganze Stadt aufzurütteln.

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